Viele von euch mögen es vor ein paar Tagen gelesen haben: bei Air China gab es einen Vorfall während eines Passagierflugs, weil der Co-Pilot im Cockpit eine E-Zigarette geraucht hatte. Vgl. Artikel von 20min.ch.
Die Medien berichteten, dass die Maschine innert kurzer Zeit von 35’000 auf 10’000 Fuss (ca. 3000 Meter) sank und die Sauerstoffmasken herunterfielen. 20min begründet den Vorfall wie folgt: „Den Rauch [gemeint: den Dampf, Anmerkung Sennenquöll] zog es in die Kabine. Daraufhin seien «relevante Teile der Belüftung fälschlicherweise ausgeschaltet worden, ohne dass der Kapitän benachrichtigt wurde», wie der „Spiegel“ aus einem Bericht von «Channel News Asia» zitiert. Ein Sauerstoffmangel an Bord war die Folge.
Wir haben uns über diese Begründung doch etwas gewundert, da wir uns (als absolute flugtechnische Laien) nicht erklären konnten, warum der Dampf einer E-Zigi solche Konsequenzen haben könnte. Wie sich nach kurzer Recherche herausstellte, hat sich der Vorfall eigentlich ganz anders ereignet, nämlich folgendermassen:
Wie die „South China Morning Post“ schreibt, hat der Co-Pilot tatsächlich unmittelbar vor dem Vorfall im Cockpit gedampft. Der Dampf hat aber keineswegs die Abschaltung der Belüftung verursacht. Vielmehr hat der dampfende Co-Pilot einen Belüftungsventilator im Cockpit ausschalten wollen um zu verhindern, dass der Dampf in die Kabine gelangt (was durchaus nachvollziehbar ist, da aus der Lüftung austretender Dampf die Passagiere beunruhigen dürfte). Irrtümlich deaktivierte er jedoch die Klimaanlage, was dazu führte, dass der Sauerstoffgehalt in der Kabine absank – dies wiederum resultierte offenbar im beschriebenen Sinkflug und liess die Sauerstoffmasken herunterfallen. Nachzulesen in Englisch unter https://www.scmp.com/news/hong-kong/community/article/2155119/air-china-co-pilot-was-smoking-e-cigarette-and-made-error.
Fazit: Durch die Medienberichte entstand der falsche Eindruck, als hätte sich hier wegen einer E-Zigarette eine Beinahe-Katastrophe ereignet. Tatsächlich aber hat die ganze Geschichte nur sehr indirekt mit der Dampfgewohnheit des Co-Piloten zu tun. Hätte er nicht irrtümlich an der Belüftung bzw. der Klimatisierung hantiert, so wäre es nicht zu diesem Vorfall gekommen. Es wäre daher völlig übertrieben anzunehmen, ein Flugzeug könnte in Not geraten, nur weil sich jemand im Flugzeug bzw. im Cockpit ein paar Züge an einer E-Zigi genehmigt. Leider dürfte es zu spät sein, um diesen Eindruck in der breiten Öffentlichkeit noch rückgängig zu machen, aber wir wollen zumindest in der Dampfer-Community die Sache aufgeklärt haben…